Goju-Kai Karate
Der Begriff GO-JU setzt sich zusammen aus GO (hart, Kraft) und JU (weich, geschmeidig).
Im Goju Kai Stil sind diese beiden Elemente fest miteinander verbunden und führen mit runden, fließenden Bewegungen, gepaart mit schnellen, höchst effizienten Techniken zu der Harmonie, welche diesen Stil so einzigartig macht und es ermöglicht, ihn in jedem Alter zu erlernen und zu praktizieren.
Dabei spielt insbesondere auch die Atmung eine sehr entscheidende Rolle - sie ist die Basis aller Aktionen, die uns zusammen mit der mentalen Konzentration befähigt, die Essenz der Kampfkunst zu verstehen. Das Atmentraining hat deshalb im Goju Kai Karate ebenfalls einen hohen Stellenwert, was sich wiederum direkt positiv auf die Alltagsgesundheit auswirkt.
Goju-Kai Karate kennt, wie auch andere Karatestile, die Disziplinen
- Kihon > Grundschule
- Kata > Form - Kampf gegen einen imaginären Gegner
- Kumite > Kampfübungen und Freikampf
Darüber hinaus wird im Goju-Kai die Disziplin "Bunkai" (Kata in der Anwendung), wie die Kata selbst, in fest vorgegebenen Technik- und Bewegungsabläufen praktiziert.
Das ist ein weiteres Element, welches diesen Karatestil so einmalig, ästetisch und harmonisch macht.
Goju-Kai Karate ist damit der ideale Weg um das übergrodnete Ziel aller traditionellen Kampfkünste, nämlich die Vereinigung von Körper und Geist, zu erreichen
Bodhidharma (483 - 540) - die Ursprünge
Goju-Kai Karate gehört der Goju Ryu Stilrichtung an. Diese zählt zusammen mit Shotokan, Shito Ryu und Wado Ryu zu den vier grossen Stilrichtungen im Karate. Die Geschichte des Goju-Kai Karatestils lässt sich damit bis in die ersten Ursprünge der asiatischen Kampfkünste zurückverfolgen.
Die Legende besagt, dass der buddistische Mönch Daruma Taishi (Bodhidharma) aus Kanchipuram (Südindien) im 6. Jahrhundert zum chinesischen Kloster Shaolin wanderte um dort den Budismus zu vermitteln. Bestandteil davon waren auch körperliche Übungen die dazu dienten, den Geist für die langen Meditationsphasen zu stärken. Aus diesen Übungen ging die legendäre "Shaolin" Kampfkunst hervor, welche zu einer Wurzel für viele weitere Kampfkünste und so auch für Karate wurde.
Kanryo Higaonna (1853 - 1916) - Von China nach Okinawa
Karate entstand auf der Insel Okinawa, als Reaktion des Waffenverbotes welches dort seit 1429 bestand und erst ab 1875, im Zuge der Meiji-Restauration (Okinawa wird eine japanische Präfektur) gelockert wurde. Das Tragen von Waffen war in dieser Zeit der Herrscherschicht vorbehalten. Die meist bäuerlich geprägte, okinawische Bevölkerung musste sich somit gegen Übergriffe mit einfachen Werkzeugen (Ursprung des Kobudo) und den blossen Händen und Füssen zu verteidigen. Im Verlauf dieser Jahrhunderte entstanden daraus verschiedene Kampfkunst-Systeme, welche im Falle der Hand- und Fusstechniken zu Karate (leere Hand) wurde.
Ein wichtiger Weichensteller für das Goju Karate war Kanryo Higaonna: Er begann seine Karateausbildung mit 14 Jahren auf Okinawa und reiste im Alter von 22 Jahren nach China um dort mehrere Jahre (je nach Quelle 3 oder 15) die chinesischen Kampfkünste zu studieren. Mit diesem Wissen entwarf er die Naha-te Kampfkunst, welche als erster eigentlicher Goju Karatestil angesehen werden kann
Chojun Miyagi (1889 - 1953) - Der Begriff GoJu (hart-weich) entsteht
Chojun Miyagi begann bereits im Kindesalter mit Karatetraining und wurde mit 14 Jahren Schüler von Kanryo Higaonna, bei dem er den Naha-te Stil erlernte. Wie sein Meister, reiste auch Miyagi etliche Jahre nach China um dort sein Kampfkunst-Wissen zu vertiefen.
Mit den erworbenen Erfahrungen entwickelte Chojun Miyagi mit der Zeit einen eigenen Stil, welchem er den Namen "GoJu-Ryu Karate", auf deutsch übersetzt „harte und weiche Stil-Kunst der chinesischen Hand“ gab. Dabei entstanden unter anderem auch die beiden Atem-Katas "Sanchin" (hart) und Tensho (weich), welche bis heute zentrale Elemente des GoJu Karate sind.
Ein weiterer Verdienst von Miyagi war sein Mitwirken zur Anerkennung von GoJu Ryu im Dainippon Butokukai, dem grossjapanischen Kampfkünsteverband zur Förderung der Budo Tugenden. Dieses Ziel wurde im Jahre 1933 erreicht und GoJu war damit der erste, vom japanischen Kampfkünsteverband anerkannte Karatestil.
Chojun Miyagi war auch die Verbreitung von Karate ein grosses Anliegen: Es gelang ihm, auch Dank seiner charismatischen Ausstrahlung, Karate in Schulen, sozialen Institutionen und weiteren öffentlichen Einrichtungen einzuführen.
Gogen Yamaguchi (1909 - 1989) - Der Sprung in die Moderne
Gogen Yamaguchi sammelte seine ersten Kampfkunst-Erfahrungen bereits in jungen Jahren durch das Praktizieren von Kendo, Judo und weiteren Disziplinen. Seine Vorliebe galt aber dem Karate, welchem er sich seit 1923 hauptsächlich widmete. 1931 machte er die Bekanntschaft von Chojun Miyagi und wurde dessen Schüler. Miyagi vermittelte ihm vorallem auch die weichen Elemente des GoJu Stils, da sich Gogen Yamaguchi bis dahin vorwiegend auf den harten Teil fokussiert hatte (Der Übername "Gogen" bedeutet übrigens "hart, grob" - er wurde ihm durch Miyagi gegeben). 1937 bestimmte Miyagi Gogen als offiziellen Vertreter des GoJu Karate in Japan.
Gogen Yamaguchi pflegte in der Folge den Stil konsequent weiter und entwickelte ihn zu einem umfassenden System. Insbesondere war er derjenige, welcher die Regeln für den Freikampf (Ju-Kumite) definierte und damit die kontrollierte Anwendung des Karate im Trainings- und Wettkampfumfeld ermöglichte.
Im Jahre 1965 gründete Gogen Yamaguchi die International Karatedo Gojukai Assocation = I.K.G.A.und legte damit den Grundstein für die weltweite Verbreitung des Goju-Kai Karate. Heute ist die I.K.G.A in über 60 Ländern vertreten und zählt mehrere hunderdtausend Mitglieder. Dies und mehr ist das Resultat der äusserst grossen Hingabe und Entschlossenheit mit welcher Gogen Yamaguchi die Entwicklung und Verbreitung des Karate Do betrieb und damit als "die Katze" (auf Grund seiner Geschmeidigkeit und Schnelligkeit) zur Legende wurde. Dieses Bild wird abgerundet durch zahlreiche Auszeichnungen welche Gogen Yamaguchi erhielt. Darunter die Auszeichnung des Orden mit dem blauen Band (Ranju-Hosho) im Jahr 1969 durch Hirohito dem Kaiser von Japan, oder die Verleihung des Titels "Kaiso" (Begründer) um nur einige zu nennen.
Goshi Yamaguchi (geb. 1942)- Die Tradition lebt weiter
Goshi Yamaguchi, der Sohn von Gogen Yamaguchi (siehe oben) begann seine Karateausbildung im Alter von 8 Jahren. Im Jahr 1962 wurde er mit dem 3. Dan offizieller Instruktor.1969 erlangte er den Titel zum "Shihan" (Grossmeister) und wurde in der Folge davon schon bald zum Vollzeitinstruktor, der unter anderem im Hombu Dojo (Zentralschule) unterrichtete und an der Seite seines Vaters durch all die Jahre am meisten dazu beigetragen hat, die Organisation des Goju-Kai in der ganzen Welt zu etablieren.
Im Jahr 1991 wurde Goshi Yamaguchi zum Kaicho (Präsident) und Saikoshihan (Höchster Shihan / Technische Instanz) der All Japan Karate Do Goju-Kai Assocation und der International Karate Do Goju-Kai Assocation ernannt. Damit trat er die direkte Nachfolge seines Vaters, Gogen im Goju-Kai Karate an und führt den Stil in seinem ursprünglichsten Sinne weiter. Mit seiner herausragenden Persönlichkeit und seinem allumfassenden Karatewissen und -können ist er Garant für die erfolgreiche Fortschreibung der Goju-Kai Karategeschichte.
Seiner Person ist es auch hauptsächlich zu verdanken, dass trotz des immensen, weltweiten Wachstums des Goju-Kai Karate, dieses bis heute über alle Länder und Instanzen in einem sehr familiären Sinne gepflegt wird und die direkte Linie zu den Wurzeln in Japan jederzeit sichergestellt ist.